PATIN-A Blog – Wir schreiben aus Erfahrung
Unser Blog zeigt wie man richtig patiniert, gibt Tipps für die Arbeit in der Kostümabteilung, zeigt neueste Trends und stellt Produkte und ihre Anwendung vor.
Schwerpunkt ist die Kostümpatinierung, Lederarbeiten und die Textilfärbung.
Wir zeigen Branchentrends und Hilfsmittel rund ums Kostüm.
Kostüm-Patinierarbeiten für den TV 3-Teiler: Unsere Mütter - Unsere Väter

Uniformen für ein TV-Event
Von Januar bis Ende März 2011 habe ich zusammen mit einem Team junger kreativer Mitstreiter die Uniformen für den ZDF 3-Teiler: "Unsere Mütter - Unsere Väter" (UMUV) gealtert und patiniert.
Die Kostümbildnerin Wiebke Kratz (u.a. Die Flucht, Bonhoeffer, Schicksalsjahre, R.I.S. - Die Sprache der Toten) wollte ein Kostümbild für UMUV erschaffen, welches Uniformen zeigt, die zum Teil schon eine lange Zeit getragen wurden und somit ihre eigene Geschichte erzählen und die Schauspieler in ihrem Spiel unterstützen.
Als ich von Wiebke Kratz für den Job als Patinierer/Textile Artist* angefragt wurde, war bereits klar, dass fast alle Uniformen sauber, also ohne unsere Patinierungen (Verschmutzung/Alterung) in den Uniformfundus zurück geliefert werden mussten.
Dies ist eine besonders schwere Aufgabe, da wir keine Farbe benutzen durften, die permanent auf den Kostümen haften bleibt, sondern die Patinierung musste nach Drehende wieder ausgewaschen/chemisch gereinigt werden.
Mehrere tausend Kostümteile
Dies ist kein Problem, wenn man nur zehn Kostüme altern muss - aber bei uns waren es mehrere tausend Kostümteile, die innerhalb von zweieinhalb Monaten bearbeitet werden mussten.
In den drei Folgen gab es über 3000 Komparsen in Uniform und zusätzlich die (mehrfach) Uniformen der Darsteller.
Beispiel: Friedhelm besitzt im Film zwei unterschiedliche Uniformen. Da er auch für Stunts gedoublet wurde und es sehr viele Explosionen/Special Effekt Situationen gab, benötigte die Kostümabteilung am Set jedes Uniformmodell acht (8) Mal. Fast alle uniformierten Schauspieler in diesem Film besassen Mehrfach-Kostüme die jeweils identisch bearbeitet werden mussten.
Recherche für die Arbeit
Leider konnte der Uniformfundus keine schon getragenen Uniformen liefern. Fast alle Uniformen wurden für diesen Film bei Hero Collection in Polen angefertigt.
Die Kostümbildnerin legte grössten Wert auf jedes noch so kleine Detail der Uniform! Die authentische Stoffqualität war Wiebke genau so wichtig wie der richtige Knopf, die Verarbeitung der Kostüme oder die Bestückung mit Orden oder Rangzeichen.
Sogar die Farbe und die Besohlung der Stiefel und Schuhe war authentisch!
Anhand von Fotomaterial haben wir genauestens recherchiert, wie abgenutzt die Uniformen in welchem Kriegsjahr oder in welcher Situation aussahen.
Damit Ihr Euch vorstellen könnt, was "Kostümpatinierung" bedeutet - hier die Uniformjacke ab 1944 (ohne und mit Patina) von der Hauptrolle Friedhelm
(unpatiierte Uniform - Rolle Friedhelm)


und so sieht die Uniform später im Film aus:
Rolle: Wilhelm // © ZDF / David Slama
Vorbereitung und Entwicklung des Patinier-Equipments
PATIN-A entwickelte im Vorfeld für UMUV eine spezielle wasserlösliche Farbe (PATIN-PASTE) mit der die Kostüme bemalt werden konnten. Fixiert wurde die Paste mit PATIN-CREME und PATIN-WAX.
Diese Farbe gehört mittlerweile zum Repertoire des PATIN-A - Shops
Der Vorteil von PATIN-PASTE ist, dass sie in das Gewebe eindringt und nicht auf dem Stoff aufliegt, wie Patinierungen die mit Airbrush gespritzt werden.
Gearbeitet wird mit einem Flächenpinsel - nur so kann die Farbe in den Stoff eindringen. Der Pinsel muss, bevor er mit dem Kostüm in Berührung kommen darf, auf einem Handtuch ausgestrichen werden.
Ein weiterer Vorteil dieser Technik ist die Geschwindigkeit mit der komplette Kostümteile bearbeitet werden können.
Ziemlich gut kann man diese Technik auf der russischen Baumwolluniform erkennen:
Zuerst Altern - dann Malen
Mäntel, Jacken und Hosen wurden nicht nur angemalt - sie wurden vor dem Malen schon gealtert und erhielten die typischen Knicke.
In unserer Abteilung gab es eine Gruppe, die die Kostümteile zuerst gewaschen oder gewässert hat. Diese wurden dann ganz speziell zum Trocknen aufgehängt und mit Gewichten beschwert.
Nach dem Trocknen kamen die Uniformen zu einer weiteren Gruppe, die den Flaum auf dem Stoff an bestimmten Stellen (z.T mit Brennern und Rasieren) entfernt haben.
Erst nach etlichen Vorbereitungsarbeiten konnten die Uniformen 'verschmutzt' werden.
Etliche Kostüme wurden ge-'stonewashed' bevor sie verschmutzt wurden. Dies muss man tun, um bei den Baumwoll/Leinenmaterialien eine Alterungsoptik zu erzielen (diese Technik wird in der Mode häufig bei Jeans angewendet).
Die (fast ausschliesslich) neuen Stiefel und Schuhe wurden auch 'getragen gemacht' (u.a. mit Fiebing's Antique Finish & Fiebings Acrylic Leather Dye)
Accessoires zur UniformUnterwäsche, Hemden, Pullover, Schals, Wadenwickel, Handschuhe etc. gehören auch zu den Uniformen um diese zu komplettieren.
Auch diese Massen an Kostümteilen durchliefen unsere Abteilung.
Hier ein paar Impressionen zu unseren Patinierungen:
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* Begriffserklärung:
Der Patinierer bearbeitet Stoffe, Kostüme, Schuhe, Hüte und Accessoires etc. damit diese 'filmtauglich' werden! Kleidung muss nicht unbedingt zerstört werden - man kann sie auch ganz sanft altern und so den Kostümen 'Leben einhauchen'.
Oft gibt es am Set jemanden, der dann 'vor Ort' den Feinschliff macht und/oder Patinierungen die durch's Bespielen zerstört werden wieder erneuert.
Der Textil Artist kümmert sich um die Veränderung der Stoffe und Materialien. Stoffe und/oder Kostüme werden gefärbt, gefilzt, plissiert, bedruckt und gealtert.